· 

99 Jahre Geschichte, ständig neu erfunden

Kästorf Das Motto „… und alle machen mit“ hat sich der SSV Kästorf auf die Fahne geschrieben: Unter diesem Leitsatz soll 2022 nämlich die große Feier rund um das 100-jährige Vereinsbestehen steigen. Allerdings ist der Spruch auch nicht nur so daher gesagt – sondern wird tagtäglich mit Leben gefüllt.

Mit ebenjenem Einsatz aller Mitglieder hat sich der Verein über die Jahre bestens entwickelt und Sparten dazu gewonnen. Mit dem Gedanken hat der SSV auch in diesen besonderen Zeiten Wege gefunden, um trotz Einschränkungen ein Sportangebot auf die Beine zu stellen. Und unter diesem Motto wird weiter an der Jubiläumsfeier und der Zukunft des Vereins gewerkelt.

Natürlich zeichnet die Rot-Weißen noch mehr aus: „Wir sind ein Breitensportverein mit hohem regionalen Bezug“, beschreibt der SSV-Vorsitzende Ingo Düsterhöft seinen Verein. Besonders zwei Standbeine sind für ihn entscheidend: Die „hervorragende Arbeit im Kinderturnbereich sowie der Gymnastik“ auf der einen Seite, die „gute Ausbildung von Jugendfußballern mit sehr vielen verschiedenen Optionen im Verein“ auf der anderen.

Der Erfolg ist beim SSV zuletzt zum Stammgast geworden

Doch der Reihe nach: Historisch gesehen könnte man bei den Kästorfern eigentlich auch von den Germanen sprechen. Denn bei der offiziellen Gründung im Jahr 1922 lautete der Name noch SV Germania Kästorf, Fußball und Leichtathletik machten damals das Angebot aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Neugründung als „Spiel- und Sportverein Kästorf“ – der SSV war geboren.

Der Name ist aber nicht das Einzige, was sich über die Jahre verändert hat: Das Angebot ist gewachsen, vielfältiger geworden. Tennis, Turnen, Gesundheitskurse und mehr sind peu à peu hinzugekommen und lassen den Verein bis heute wachsen.

Auch der sportliche Erfolg hat sich allmählich eingestellt – und ist aktuell fast ein „Dauergast“ bei den Bemühungen des SSV. Da wären die Fußballer: In der erfolgreichen Ära unter Trainer Georgios Palanis gelang 2017 der Wiederaufstieg in die Landesliga, gefolgt von Rekordplatzierungen für den Verein in den Folgejahren. 2018 durfte zudem der Bezirkspokal bejubelt werden, den Oberliga-Aufstieg verpassten die Kästorfer 2019/2020 nur um Haaresbreite – ohne Corona-bedingten Saisonabbruch hätte es vielleicht sogar klappen können. Doch nicht nur die erste Herrenmannschaft sorgt für Freude, der Kreisliga-Aufstieg der Reservemannschaft ist für den SSV-Vorsitzenden ebenfalls einer der größten Erfolge.

Die Entwicklung der Turnsparte ist aber mindestens genauso erfreulich: „Mehrere Titel auf Kreisebene, mehrere Podestplatzierungen auf Bezirksebene und noch die Teilnahmen an Landesmeisterschaften“, zählt Düsterhöft stolz die Erfolge auf, die von den Turnsternchen bisher eingefahren wurden. Der größte aber ist die Sparte selbst: 2008 mit 40 Kindern und Jugendlichen gestartet, sind mittlerweile rund 250 Aktive unter 16 Jahren beim SSV gemeldet. Keine Frage: Kästorf hat mittlerweile neben Fußball ein zweites Aushängeschild.

Das bringt uns aber auch zur Gegenwart: Ein dreimaliger kompletter Lockdown sei für das Vereinsleben nur sehr schwer zu verkraften, betont Düsterhöft. Schließlich seien die Kommunikationswege während der Pandemie stark eingeschränkt und auch soziale Kontakte ließen sich nur bedingt pflegen.

Online-Angebote könnten nach Pandemie fortgesetzt werden

Die Lösung, um trotzdem noch einen Teil des Vereinslebens zu erhalten, war eine Umstellung des Angebots auf digitale Formate und Onlineangebote, verbunden mit der Installation neuer technischer Hilfsmittel. Das heißt aber auch: Für alle Beteiligten ist dadurch ein hoher zusätzlicher Aufwand entstanden. „Trotzdem spüre ich immer noch eine hohe Motivation bei allen Übungsleitern“, freut sich Düsterhöft. Bei Kästorf machen eben alle mit.

Der Verein hat schließlich auch schon früher große Herausforderungen gemeistert. Da wäre etwa der Neuaufbau des Sportbetriebs und des Vereinslebens nach dem Zweiten Weltkrieg. Oder die stetige und strukturelle Weiterentwicklung des Gesamtvereins in Richtung Breitensport seit den 1980er-Jahren. Oder zuletzt 2014 der Aufbau einer neuen Jugendspielgemeinschaft mit der JSG Gifhorn Nord: Bislang hat der SSV noch jede Hürde genommen.

So wird eben auch jetzt systematisch an den Onlineangeboten gearbeitet: „Wir versuchen, trotz der besonderen Umstände, unseren Mitgliedern ein Sportangebot unterbreiten zu können“, beschreibt Düsterhöft die derzeitige Maxime. Der Grundsatz dabei lautet: Kostenlos und für alle. Auch der organisatorische Part des Vereinslebens findet nun digital statt: Der Vorstand trifft sich regelmäßig online, Mitglieder werden über Videobotschaften aktuell auf dem Laufenden gehalten.

Ein Stück „SSV Kästorf 2.0“ dürfte es wohl auch in Zukunft ohne Pandemie geben: „Die Onlinekurse erfreuen sich großer Beliebtheit“, so Düsterhöft, der sich solche Kurse auch künftig vorstellen kann. Auch das Bewegungsangebot für Familien ist „ein voller Erfolg und soll in abgewandelter Form weiter angeboten werden – bei ausreichender Hallenkapazität“ will der Vorsitzende Familien auch in Zukunft die Sportmöglichkeiten in der Halle zur Verfügung stellen.

Denn, mit der Zeit zu gehen und sich neu zu erfinden – das ist auch eine Qualität des SSV Kästorf. Die 100-Jahr-Feier im kommenden Jahr – es wird schon an Formaten, die auf die neuen Bedingungen angepasst sind, gearbeitet – wird daher mit Sicherheit nicht das letzte Jubiläum sein, dass der SSV feiert, und in Zukunft dürften auch noch weitere Erfolge folgen. Schließlich machen in Kästorf alle mit.