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Weihnachtsgeschenk für Ute Lehner

Darum geben Ortsrat und Stadtrat der von der Diakonie übernommenen Halle den Namen der rührigen SSV-Sportlerin.

Frohe Weihnachten! Bei Ute Lehner liegt ein ganz besonderes Geschenk unter dem Baum. Die Kästorferin kann sich über eine eigene Sporthalle freuen. Die 80 Jahre alte SSV-Übungsleiterin wird Namenspatin der örtlichen Einfeldhalle an Mushoren. Die Stadt hatte den Bestandsbau von den Diakonischen Heimen gekauft und lässt ihn gerade ein bisschen auffrischen.Während städtische Trainingsanlagen bislang aber Sportzentrum Nord oder Süd, nach Flurnamen wie Flutmulde oder Bleiche, bestenfalls nach der zugehörigen Schule benannt sind, bekommt die Kästorfer Sportstätte einen richtigen Namen. Den einzig möglichen. Denn Ute Lehner ist in Kästorf eine echte Sportinstanz. In der klassischen Verbindung von Fitness und Geselligkeit, was heutzutage unter Breitensport firmiert. Die 80-Jährige freut sich mächtig: „Ich bin sehr, sehr, sehr geehrt.“ Wie richtig die einstimmige Entscheidung von Ortsrat und Stadtrat war, belegen die Reaktionen, die Ute Lehner persönlich und über Handynachrichten von allen Seiten erfahren hat: „Es herrscht große Freude bei vielen. Sie sagen: Du hast es verdient.“ 

Es war mehr als nur eine Idee: Ein einstimmiger Beschluss

Als Ortsbürgermeister Jürgen Völke Lehner im Frühjahr eher im Vorübergehen auf die Überlegung ansprach, „ist mir fast die Luft weggeblieben“, erinnert sich Lehner. Dann hörte sie monatelang nichts, nahm schon an, es sei nur mal eine unverbindliche Idee gewesen. Doch dann kam Völke auf dem Sportplatz auf sie zu: „Du, das läuft.“ Ob sie denn Zeit hätte, bei der nächsten Ortsratssitzung dabeizusein. Klar, dass sie stolz war. 

Zwar ist Dreh- und Angelpunkt von Lehners Kästorfer Sportkarriere das Dorfgemeinschaftshaus. „Aber ich habe auch mit Schulkindern in der Halle trainiert“, erzählt sie. Wann und wie genau der Schriftzug „Ute-Lehner-Sporthalle“ an der Fassade platziert wird, dass weiß die Sport-Patronin noch gar nicht. Es dürfte 2022 werden.

1962 war es, also 60 Jahre zuvor, dass Ute Lehner nach Kästorf heiratete. 1941 in Bremerhaven geboren, zog ihre Familie in den 1950er Jahren nach Gifhorn. Dort war die sportliche Ute beim MTV aktiv. Erst Leichtathletik, dann auch Turnen und Gymnastik. Gifhorns großer Turner Fritz Stever trainierte sie an den Geräten. Der Männerturnverein war da längst kein reiner Männer-Verein mehr: „Wir hatten gemischte Gruppen.“

Auf dem Dorf in Gifhorns Norden war das noch anders. „In Kästorf gab es nur Fußball, für Frauen gab es nichts“, erinnert sich Lehner. Im 1964 eröffneten Dorfgemeinschaftshaus legte sie mit 23 Frauen los. Mehr als 20 sind es heute noch immer. „Drei sind seit dem ersten Tag dabei.“ Und das Training findet noch immer am Schliekenberg statt. Trampolin, Bock und Kasten sind Ball, Stab und Gummiband gewichen, doch die gesellige Runde nach dem Sport gibt es nach wie vor. „Früher auf Matten, heute auf Stühlen.“

Mit dem Sport in die Dorfgemeinschaft: So geht Integration

Seit sie 2006 die Übungsleitung abgab, kümmert sie sich ums Kameradschaftliche von Ausflügen und Fahrten bis zu Weihnachtsfeiern. Bis heute setzt sich Ute Lehner für Frauen und Familien ein, holte jahrzehntelang die nächsten Mädchen-Generationen in den Klub ebenso wie Zuwanderinnen: „Sie haben bei uns alle eine Bleibe gefunden.“ 

Dazu kam Lehners Engagement im SSV-Vorstand und im Kreissportbund Gifhorn. Als Sportlerin des Jahres und mit der Ehrenplakette der Stadt heimste sie dafür auch schon Auszeichnungen ein. Doch ihr Verdienst ist noch eine Nummer größer: Mit der Ute-Lehner-Halle wird das unübersehbar.

GF Rundschau 24.12.2021