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Wie Kästorfs Jung-Landwirtin Gesa Ramme zu 7000 Followern kam

Ei, Ei, Ei: Gesa Ramme, Kästorfer Jung-Landwirtin, ärgerte sich über viele Klischees und Unwissenheit über ihren Beruf. Dann griff sie zum Smartphone und postete ihren Alltag rund um den Hühnerstall bei Instagram. Das hatte ungeahnte Folgen.

Kästorf. Sie konnte es einfach nicht fassen: Gesa Ramme, Jung-Landwirtin auf dem elterlichen Hof in Kästorf, wunderte sich immer wieder, mit welchem Nicht- oder Falschwissen sie im privaten Umfeld konfrontiert war. "Da tauchten Fragen auf, die für mich selbstverständlich waren." Das wollte sie ändern: Vor zweieinhalb Jahren begann sie, auf ihrem Instagram-Account immer mal wieder über aktuelle Themen, ihren Wochenmarkt-Stand in Wolfsburg und Vorsfelde und den Alltag zu berichten. NDR entdeckte Gesa Ramme für eine Doku

Das geht inzwischen durch die Decke. 7000 Follower hat sie. Ein Video, in dem sie vor wenigen Tagen neue bürokratische Kapriolen bei Eichwaagen auf die Schippe nimmt, wurde 400.000 mal geschaut. „Instagram hat mich fast schon berühmt gemacht“, sagt sie lachend.

 

 

Im November war sie nominiert für den Influencer Award der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Dem NDR fiel die Instagram-Aufklärungsarbeit auf unterhaltsame Art auf und filmte auf dem Hof in Kästorf für eine Doku, die vermutlich im Frühjahr zu sein wird. Aber um Berühmtheit geht es der 30-Jährigen überhaupt nicht. 

Aufgewachsen auf dem elterlichen Hof war für sie das Thema Landwirtschaft einfach bestens bekannt. Als sie nach dem Abi auf dem Humboldt-Gymnasium eine Landwirtschaftslehre machte, dann den Bachelor als Agraringenieurin schaffte, nahm sie immer mehr wahr, dass viele sie als „Exot“ ansahen. Ihre Leidenschaft – „ohne die geht es nicht“ – möchte sie nun in die Welt tragen.

Die Resonanz erstaunt sie selbst. Ja, es gebe natürlich auch einmal eher gehässige Kommentare und Anfeindungen. "Aber da stehe ich drüber. Ich möchte neutral vermitteln." Wichtiger sei ihr, inzwischen schon regelrechte Freundschaften mit Landwirten über den Kanal aufgebaut zu haben. Auch den Austausch mit anderen Followern pflegt sie. Ihr Ehrgeiz: Auf jeden Kommentar auch zu antworten.

Nahezu täglich postet sie eine neue Story. Aber die Arbeit geht erst einmal vor. Beginn an der Eier-Sortiermaschine ist um 7 Uhr. Was 3000 Legehennen produziert haben, wird dann nach Größe in Kartons gepackt. „Oma hilft, das spart eine halbe Stunde. Wir sind eben ein Familienbetrieb“, sagt die 30-Jährige. Das Wohlergehen der Tiere in Bodenhaltung liegt ihr am Herzen. „Die Hennen haben 30 Prozent mehr Platz als der Gesetzgeber vorschreibt.“

Auch Traktor fahren gehört zur Arbeit. 140 Hektar für den Anbau von Weizen, Gerste und Lupine als Futter wollen bearbeitet werden. All das würde Gesa Ramme fortführen und den Hof übernehmen. „Eier werden ja immer gebraucht“, sagt sie lachend.

Eier und Marmelade verkauft sie in Wolfsburg und Vorsfelde

Die Eier gibt’s direkt auf dem Hof, bei Edeka in Gamsen und Gifhorn sowie auf den Wochenmärkten in Wolfsburg und Vorsfelde. Mit einer anderen Leckerei punktet die Kästorferin bei den Kunden. Ihre selbst gemachte Marmelade ist der Renner. „Weil ich auf Wunsch auch Sorten mache, die es nicht im Supermarkt gibt.“

Wenn es nach ihr ginge, würde sich die Wertschätzung der Landwirtschaft über einen Austausch wieder zum Positiven wandeln. „Das geht nur miteinander.“ Auf Instagram gibt sie dafür ihr Bestes.

AZ 08.01.2023